Bühne frei für Best!Ager – Journal Frankfurt zu IRRLAND

Theater-Gruppe „Volare“
Bühne frei für Best-Ager

Foto: © Harald Schröder

Foto: © Harald Schröder
Mit einem Theaterstück bereitet Wolfgang Spielvogel langzeitarbeitslose Best-Ager auf den Weg zurück ins Arbeitsleben vor.
Die Theatergruppe „Volare“ entführt die Zuschauer ins absurde „Irrland“ .

23 Personen aus acht verschiedenen Nationen, alle samt über 50 und Teilnehmer des Programms „Jobs für best!agers“ des Jobcenters Frankfurt, haben sich unter der Regie des Autors Wolfgang Spielvogel zur Theatergruppe „Volare“ zusammengetan. Aus tatsächlich erlebten und ausgedachten Geschichten der Programmteilnehmer knüpfte Wolfgang Spielvogel die szenische Collage „Irrland sein“, mit der die Laienschauspieler ab dem 22. Mai die Bühnen-Bretter des Gallus Theaters entern.

Der Plot: Die Ex-Bankerin Angela S. kennt viele tolle, spannende Menschen im besten Alter – 50 plus, Bestagers. Da ist die Medizinisch Technische Assistentin mit dem Psychopathen als Ex-Mann und Chef, die Elektroakustikerin, die jede Nacht vom Fliegen träumt, die Millionärstochter, die nun Teller wäscht, das Ehepaar, dass es auf der All-Inklusive-Reise im heißen Süden so böse krachen lässt, dass der Ehemann am Pool tot umkippt und die blonde Business-Lady, die früher Peter Hartz die Reden schrieb und jetzt endlich für sich selber schreibt. Sie alle sind von Selbstzweifeln geplagt, haben das Gefühl, ob ihres Alters in der Gesellschaft und im Arbeitsleben kaum noch eine Rolle zu spielen. Um sie alle neu aufblühen zu lassen, will Angela diese Menschen mitsamt ihren Geschichten auf die Bühne bringen. Fragen, beispielsweise, ob die Gabe, goldene Eier zu legen aus der Arbeitslosigkeit heraus hilft oder eher die Orientierung auf dem Arbeitsmarkt erschwert, werden ebenso versucht zu beantworten wie die Frage, was eigentlich Jesus dazu sagen würde. In der irren, absurden Dramatik des bereits dritten Stücks, das das Jobcenter in Kooperation mit dem Frankfurter Autoren Theater auf die Bühne bringt, wird manch einer die Absurditäten des alltäglichen Lebens wiedererkennen.

„Irrland sein“ ist kein Stück über Arbeitslosigkeit. „Irrland sein“ handelt vom Leben und Alltag, den Hoffnungen, Abgründen und Depressionen, Illusionen und Träumen der zumeist langzeitarbeitslosen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms „Jobs für best!agers“. Teilnehmern wie Felice Bisciotti, der früher in Italien und der Schweiz für Promis kochte und nun in der Maßnahme des Jobcenters Frankfurt steckt. Hier aber hat der weitgereiste Italiener eine neue Rolle und vor allem sich selbst gefunden: „Ich wusste nicht, was hier auf mich zukommt. Für mich war es ein Test, ob ich noch frisch im Kopf bin“, sagt er. Schauspielern, singen und tanzen wollte er schon immer, habe aber nie die Möglichkeit dazu gehabt und dann aber beim Jobcenter endlich diese Chance ergreifen können. „Jetzt bin ich total gelöst, habe neues Selbstvertrauen gewonnen und viel über mich selbst gelernt“, sagt Bisciotti. Zudem sei er in der Gruppe auf Menschen „auf Augenhöhe“ getroffen – im gleichen Alter, auf gleicher Wellenlänge und auf gleichem Niveau. Damit spricht Bisciotti seinen „Volare“-Kollegen nicht nur aus der Seele, sondern erklärt zugleich auch das Ziel des Theater-Projekts. „Das Theaterspiel soll dazu dienen, sich in seinem Charakter zu entwickeln und so seinen Auftritt im realen Leben zu verbessern“, so Steffen Römhild, Pressesprecher des Frankfurter Jobcenters. Denn das oberste Ziel dieser Maßnahme sei für die Teilnehmer schließlich die Vorbereitung auf den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben.

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