Vor uns die Sintflut und der Weltuntergang

Kritik der FNP zu Nimskys Taube

Von Marcus Hladek

Peter Kapps Endzeit-Farce «Nimskys Taube» gastierte unter der Regie von Sascha Weipert beim Autorentheater in der Frankfurter Beotfabrik.

In manchem erinnerte die Uraufführung durch das «teAtrum VII» an Harald Müllers Erfolgsstück «Totenfloß», das vor einem öko-apokalyptischen Vierteljahrhundert das Orwell-Jahr aufpeppen half. Trieb damals ein Floß der Verdammten durch die verseuchte Bühnenwelt, so wirft Autor Kapp nun die Anker.

Dirk Zill (Ray), Tatiana von Kutzleben (Billy, Jona), Bianca Bernt (Thalia) und Walter Jauernich (Professor Nimsky) sitzen beim Frankfurter Autoren-Theater auf einem Hochhaus an der Ostseeküste fest, denn ringsum herrscht Sintflut. Eine Situation, die das Stück auch so nennt und mit der Bildwelt von Noah und der Geschichte von Jonas und dem Wal auffüllt. Bei der titelgebenden Taube handelt es sich freilich um Artefakte, mit deren Konstruktion sich Nimsky als Symbolgestalt technikgläubiger Kurzsichtigkeit beweist und das Festland zur Rettung rufen will. Natürlich scheitert das; Weipert gibt ihm passend miserable Papierflieger an die Hand.

Dabei könnte nicht nur infolge der farcenhaften Logik alles so einfach sein. Die Männer des Stücks müssten nur auf ihre Frauen hören, aus dem Fenster und in die liebe Natur gucken. Dann könnten sie den Wal, dies Wunder, das ein Gott ihnen schickt, nicht länger ignorieren und würden sich ihm als Fluchtkreatur, anvertrauen, mit Jona (!), die ganz in Weiß auftritt, als Whalerider. Weiperts Akteure halten trotz des biblischen Plots und seiner naiven «Kritik der Aufklärung» ironischen Mindestabstand zum Bekenntniswahn, der «Totenfloß» einst ungebührlich hochjubelte. Gute Ansätze so weit, wenngleich man sich fragt, wie pietistisch ernst oder rettend grotesk das Ganze letztlich ist. Die Regie hätte da manches klären können. Die Bühne voller Papierschiffchen versetzt uns immerhin in eine Vogelperspektive über dem Ozean und erfüllt zugleich ihren assoziativen Zweck: Männerspielchen.

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