WELT KRIEG SCHWEJK von Ulrich Meckler. Nächste Vorstellungen am 19. und 20. Januar 2015 im Gallustheater
Welt Krieg Schwejk
nach dem Roman „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ von Jaroslav Hašek
Regie: Ulrich Meckler
Bühne: Geert Joosten (Antwerpen), Stefan Gey (Offenbach)
Darsteller: Nicole Horny, Ilja Kamphuis, Nenad Smigoc sowie Christian März, Nedret Cinar
Begleitprogramm: KunstGesellschaft Frankfurt
Die Welt des Schwejk besteht wie die des Woyzeck aus oben und unten. Schwejk versucht zu überleben, wenn diese Welt in den Krieg und damit die Unteren aufs Schlachtfeld geraten. Im Angesicht des Grauens des ersten Weltkriegs hat Schwejk nichts Gemütliches. Überhaupt keine bierselige Jovialität. Schwejk ist natürlich nicht blöd, er stellt sich auch nicht blöd, denn seine Antworten und Geschichten sind „blöd“ nur indem sie nicht in die Logik von Herrschaft und herrschende Ordnung passen. Schwejk ruht ganz in sich, wie eine sehr glatte Kugel. Die Funktion des militärischen Drill ist es, die Person des Soldaten zu brechen: Schwejk aber ist unzerstörbar.
Leider ist das Bild des Schwejk „imprägniert“ mit dem für deutsche Ohren immer irgendwie gemütlicher klingenden Österreichisch-Böhmischen Tonfall und durch die vielen Darstellungen als bauernschlauer, pfiffiger, durchtriebener, Pfeife-rauchender Kleinbürger, die sich durch alle filmischen oder Theater-Adaptionen zieht. Haseks abgründiger Hass auf Bürokratie, Macht und Militär wird dadurch ins Komische entschärft. Die Groteske ist aber keine Komödie, keine Versöhnung mit einer zerstörerischen Wirklichkeit. Das groteske Verlachen von Macht und Herrschaft ist anarchisch und destruktiv, zugleich enthält es die Utopie eines von Herrschaft befreiten Lebens.
Der Hašek´sche Schwejk hat viele Facetten: er ist sehr allein, trotz aller lärmenden Kumpanei; er hat Angst, obwohl er sehr mutig ist; er verlacht, obwohl ihm nicht zum Lachen ist; er übertreibt seinen Gehorsam, bis er die Befehle ad absurdum führt; er ist weiblich in einer von Kriegs-Männlichkeit beherrschten Welt. Diese Vielfalt wollen wir herausarbeiten, nicht zuletzt durch die Besetzung der Hauptrolle mit einer Frau.
Premiere am 23. Oktober 2014
weitere Aufführungen:
24. und 25.10., 26., 27. und 29.11.2014 19. und 20.01. 2015
jeweils 20:00 Uhr im Gallustheater, Kleyerstraße 15
Karten unter Tel. 069-758060-20 Gallus Theater
Schillernde Groteske Interview mit Ulrich Meckler in der Frankfurter Rundschau vom 17.10.2014
Kritiken zu WELT KRIEG SCHWEJK unter Presseartikel
Zusatzveranstaltung am 28.11.2014, 20:00 Uhr im Gallustheater:
Wer war Jaroslav Hašek, der Vater des Schwejk?
Bilderschau mit Informationen über Leben und Werk – mit Ulrich Meckler.
Lesung einiger grotesker Erzählungen von Hašek – mit Ilja Kamphues.
Eine Kooperation von
Das Begleitprogramm unserer Inszenierung, das die KunstGesellschaft Frankfurt organisiert:
1. Musikgespräche
Musik und Erster Weltkrieg: Béla Bartók
Freitag, 19. September 2014, 20 Uhr, Dachoval, Matthias-Claudius-Straße 11
Béla Bartóks Versuche, dem nationalistischen Furor auf dem Balkan durch seine musikalischen Studien über die Volksmusik Widerstand zu leisten, werden an Aufnahmen von Klavierwerken über Volkslieder vorgestellt, die während des Weltkriegs komponiert wurden.
Moderation: Ulrich Rügner
2. Frankfurter Benjamin-Vorträge Wegen Krankheit abgesagt
Freitag, 26. September 2014, 20 Uhr, Denkbar, Spohrstrasse 46
Die fatale Komik der staatlichen Ordnungslogik:Jaroslav Hašek
Vortrag von Prof. Dr. Ekkehart Krippendorff, Berlin
Der vor fast 40 Jahren verfasste Essai über den anarchistischen Destrukteur von Herrschaft, Macht und Militär hat angesichts NSA und militarisierter Politik nichts an Aktualität verloren.
Phil. Koll.: Kritische Theorie und KunstGesellschaft
Teilnehmerbeitrag € 5/3/1
3. Europas Dichter und der Erste Weltkrieg
Sonntag, 5. Oktober 2014, 11 Uhr, Club Voltaire
Lesung von Gedichten europäischer Autoren, in denen ihre unterschiedlichen Positionen im Verlauf des Krieges, ihre nationalen und kulturellen Prägungen, ihre poetischen Stile vom Expressionismus bis zu Dada deutlich werden.
Es lesen Christine Dreyer, Doris Fisch, Ulrich Meckler und Teilnehmer, die Texte mitgebracht haben.
Textauswahl und Moderation: Margret Hamm und Ulrich Meckler
KunstGesellschaft und Club Voltaire
Eintritt frei, Spenden erwünscht