Im Mutterleib

Im Mutterleib. Portrait von Wolfgang Spielvogel

Im Mutterleib
VON BEN REICHARDT

Der Name ist kein Pseudonym. Wolfgang Spielvogel heißt tatsächlich so und es gefällt ihm, „weil ich alles sehr spielerisch sehe und manchmal einen Vogel habe“. Der Vater, von Beruf Tierzuchtinspektor, hätte ihm am liebsten noch den Vornamen Amadeus gegeben. Allein, er hat sich nicht getraut. Wenn er gut drauf ist, stellt Spielvogel sich trotzdem mit vollem Namen vor: Wolfgang Amadeus Berthold Spielvogel.

Ja, der 62-jährige Regisseur ist gut drauf, einen Tag vor der Premiere seiner neuesten Inszenierung. Nur ein bisschen müde fühlt er sich. Die Proben dauern noch an und es ist schließlich nicht nur ein neues Stück, das da auf die Bühne kommt, es ist auch der Beginn des „Frankfurter Autoren Theaters“. Vor einiger Zeit hatte Spielvogel die Idee ein Theater zu gründen, das ausschließlich Stücke von Frankfurter Autoren aufführt. Den Beginn macht nun „Frühes Drängen“, 18 Mini-Dramen des vor zwei Jahren verstorbenen Künstlers F. K. Waechter.

Im Visier hat Spielvogel auch Autoren wie Bodo Kirchhoff, , Wilhelm Genazino, Eva Demski oder Thea Dorn. Schriftsteller, die auch auf den zweiten Blick nicht gerade viel verbindet und dennoch: „Sie leben hier, und werden hier angeregt zu schreiben“, sagt Spielvogel. „Frankfurt ist wie eine Fruchtblase“, ist so ein typischer Spielvogel-Satz. Eine Stadt wie ein Mutterleib. Spielvogel findet spontan kraftvolle Bilder, um das zu beschreiben, was ihn antreibt.

Frankfurt ist die Stadt, aus der auch er schöpft, beruflich und privat. Seit 1975 lebt er hier, heute mit einer 15-jährigen Tochter. Anfangs hat er viel in der Provinz inszeniert, in den 90er Jahren sein eigenes Theater gegründet.

Vor drei Jahren sorgte er über das Rhein-Main-Gebiet hinaus für Schlagzeilen, mit einem Stück, das sich mit Magnus Gäfgen, dem Mörder des Bankierssohnes Jakob von Metzler, auseinandersetzte. Angeregt war das Stück aber vor allem durch ein Buch, das er damals gelesen habe. Erstaunt habe ihn der Wirbel, sagt er heute.

War er anfangs noch erschrocken vom Rhythmus dieser Stadt, so fühlt er sich hier mittlerweile so heimisch, dass er „blind über die Straße laufen kann und es passiert nichts“. Und was gibt es für ihn außerhalb des Theaters? „Die Liebe“, sagt er leise und sieht dabei sehr glücklich aus.

2 Antworten

  1. 30. August 2010

    […] hat: In Frankfurt. Man kann es sich von ihm erzählen lassen, wie er das meint oder in einem Portrait der FR  nachlesen. Und wir lassen uns, beim Dreckigen oder Milchkaffee, am Telefon oder […]

  2. 12. Mai 2012

    […] hat: In Frankfurt. Man kann es sich von ihm erzählen lassen, wie er das meint oder in einem Portrait der FR  nachlesen. Und wir lassen uns, beim Milchkaffee oder “Dreckigen”, am Telefon […]

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