Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf

Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf
Die erste Spielzeit des Frankfurter Autoren Theaters in der Brotfabrik ging mit einem fulminanten Solo von Christof Fleischer zu Ende. Das Monodrama von Bodo Kirchhoff kommt als Seelenstriptease eines mittelmäßigen Ansagers daher, der unfreiwillig in die Rolle seiner Protagonistin gerät, weil die „Angesagte“, eine Stripperin, nicht auf der Bühne erscheint.

Sicher ist dieses Stück kein Samuel Beckett, auch wenn die Verlorenheit, das vergebliche Warten auf jemanden, die verplapperte, die „bleierne“ Zeit und eine süffisante Komik an den irischen Autor denken lässt. Besonders hinsichtlich der Sprache erstaunt Bodo Kirchhoff, der oft polarisiert, mit diesem dramatischen Text. Wie sein Schauspieler-Ansager ist er über sich hinausgewachsen. Er thematisiert seelische Entblößung, die niemals in die Peinlichkeit abrutscht. Auch nicht, wenn Christof Fleischer in die Rolle der Stripperin schlüpft und die seelische Entblößung körperlich wird. 

Autor: Bernd Havenstein

Quelle: Printausgabe FRIZZ Oktober 2008 und http://frankfurt.bewegungsmelder.de/Artikel/Kultur/12826093

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