„Eine dichte und atemlose Inszenierung. Das Stück zum Ende der Wohlstandsgesellschaft.“

So schrieb Christoph Schütte in der FAZ über die Premiere von Ulf Schmidts Stück HEIMSPIEL.

Am 6. Juni war die letzte Aufführung. Wir danken:

Ricarda Klingelhöfer (SIE), Cornelia Niemann (BIA), Erich Schaffner (KRATOS), Philipp Sebastian (ER),
Sabine Loew (Regie) und Cornelia Falkenhan (Bühne/Ausstattung). Und wir danken unseren Gästen, die mit Beifall und Kritik das Stück begleitet haben.

Die Götter wollen Unterhaltung, und da kommen die beiden ihnen gerade recht. Den staatlichen Organen geht es darum, IHN und SIE unauffällig zu machen. ER und SIE sind unsympathisch und unerträglich in ihrer Lahmheit & Aggressivität. Das Problem wird also in  einer erbarmungslosen Vollständigkeit umrissen und als unter den gegebenen Umständen unlösbar eingestuft. Umso schlimmer.

Judith von Sternburg in der Frankfurter Rundschau, 11.05.09

„Es sind diesem Debüt beachtliche Stärken eigen. Es verbindet die Strindbergsche Ehehölle mit dem Sozialdrama, will Wirklichkeit fassen ohne naturalistische Darstellung. Schmidt ist fraglos ein Talent. Man sollte ihn im Auge behalten.Schreibt Stefan Michalzik in der Offenbach über unsere Premiere

Ulf Schmidt zeigt in seinem Debütstück Heimspiel zwei Menschen am Rande des Existenzminimums, die nichts mehr produzieren können außer Müll und nichts mehr gestalten  als eine Kommunikation übelster Beschimpfungen. Dabei  entkleidet er eine Situation, die unter dem Namen „Bedarfsgemeinschaft nach Hartz IV“  Einzug in die Gesellschaft gehalten hat, konsequent der individuellen Psychologie und  biographischer Abstiegsromantik.

Das Paar als Zwangsgemeinschaft ohne Arbeit und ohne Außenwelt zelebriert ein puristisch-vulgäres, variantenreiches Zerfleischungsinferno. Statt explosiven Protestes gegen soziales Ausgesperrtsein finden sich die Protagonisten bei Ulf Schmidt in die Implosion ihres Eingesperrtseins. Und da das Leben leben will, zuckt es wütend im Heimspiel: Im Rausch, in gegenseitig geschlagenen Wunden, im Geschrei. „Nicht der sozial und charakterlich abgeglittene Mensch ist von Interesse (obwohl des Autors Rechercheergebnisse auch auf diesem Gebiet äußerst glaubhaft sind), sondern das Phänomen der Bewegungsunfähigkeit.“ (Katja Oskamp über das Stück anläßlich seiner Endrundenteilnahme beim Berliner Stückemarkt 2003.)

Die beiden – karg  Er und Sie genannt – suchen zwischen leeren Flaschen und Müll keine Entwicklung mehr als die ihrer Tiraden, doch der Glaube an positive Fügungen wird institutionell inszeniert. Es treten Götter auf, intervenierend, Vertreter von Ärztezunft und Ämtern;  sie verändern die Versuchsanordnung, halten den Schein von schicksalshaften Wendeoptionen und Fürsorge aufrecht.

Darsteller: Ricarda Klingelhöfer (SIE), Cornelia Niemann (BIA), Erich Schaffner (KRATOS), Philipp Sebastian (ER)
Regie: Sabine Loew
Bühne/Ausstattung: Cornelia Falkenhan

heimspiel02_web

BIA (Cornelia Niemann) und ER (Philipp Sebastian). Foto: Christof Michael Fleischer

2 Antworten

  1. 3. Mai 2009

    […] HEIMSPIEL von Ulf Schmidt. 2 Aufführungen im Juni: Freitag, 5.6. und Samstag, 6.6. – jeweils 20 Uhr  […]

  2. 14. März 2012

    […] „Eine dichte und atemlose Inszenierung. Das Stück zum Ende der … […]

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