Matthias Altenburg: ALLES WIRD GUT. Eine Sommerkomödie. Premiere am 14. Februar 2013


ALLES WIRD GUT.
Eine Sommerkomödie

Theaterstück von Matthias Altenburg

Inszenierung: Ellen Schulz

Mit Claudia Brunnert, Nadine Buchet, Verena Wüstkamp, Ilja Kamphues und Klaus Philipp
Bühne: Haitger M. Böken

„Wolkenbrüche und Überschwemmungen im ganzen Land, nur in der Villa des Dichters Kraus nimmt eine skurrile Gesellschaft keine Notiz davon, obwohl der Fluss bereits bedrohlich angeschwollen ist. Der Dichter leidet unter Schreibhemmung und lässt sich einzig durch das junge attraktive Hausmädchen Asra auf Trab bringen. Die wiederum kümmert sich nur um ihren Bruder, den sie illegal und heimlich im Keller des Hauses versteckt hat. Ein Verleger will mit Krausens Namen einen letzten Coup landen. Durch das Geschehen irren in Nachthemden die greisen Tanten des Dichters und spinnen ihre Intrigen…  “

Es geht um einen 50 Jahre alten, larmoyanten Schriftsteller. Es geht um unsere Zeit, die alles zur Kenntnis nehmen kann, das eigene Leben, die Verlogenheit und die Klimakatastrophe.

Matthias Altenburgs Sommerkomödie korrespondiert in einer irritierenden Weise – 15 Jahre nach seiner Entstehung, mit dem aktuellen Buchtitel von Florian Illies „1913 – Der Sommer des Jahrhunderts“.
1913: Das war der letzte Sommer vor dem großen Weltkrieg. Das war: Eine Gesellschaft, in der in Kunst, Literatur und Musik die Extreme ausgereizt werden, als gäbe es kein Morgen.

Und in ähnlicher Weise extrem zeigt uns Matthias Altenburg in seiner Sommerkomödie eine Gesellschaft, die keine Zukunft kennt. Der Schriftsteller Kraus im Stück ALLES WIRD GUT scheint nach der Erfahrung der gescheiterten Studentenbewegung von 1968 zu meinen, alles sei gleich: groß oder klein, aufrichtig oder verlogen, unterschiedslos links oder rechts. Eine „Sündflut“ kündigt sich an, das Wasser fließt schon ins Haus. Das türkische Hausmädchen findet sich mit der unterwürfigen Rolle ab, die der ehemals Bewegte ihr zubilligt, der Verleger will vor allem Geld sehen und der Dichter ist ebenso sprachlos wie morbide. Altenburg hat das mit viel Witz und Tiefsinn aufgeschrieben. Das Stück konfrontiert uns, in grotesker und heiterer Weise, mit „unserer“ Gegenwartsgesellschaft, die alles weiß, alles kennt und weiter produziert: Unterdrückung und Gewalt, Ungerechtigkeit, Dummheit, Lüge und Bücher. Die Unerträglichkeit des Seins läßt alle Beteiligten auf eine Katastrophe hin steuern, die sie herbeisehnen, damit ein Gewitter die Schwüle beendeten möge.
Die Kapelle spielt und der letzte Aufruf ertönt: Bitte kommen Sie an Bord, die Titanic legt jetzt ab.

„Der Frankfurter Autor hat bewiesen, daß er gute Stücke schreiben kann.“
Berliner Zeitung über die Uraufführung in Bremen

 

 

Aufführungstermine:
14. | 15. | 16. | 22. | 23. | 24. Februar 2013
01. |02. | 03. | 08. | 09. | 10. März 2013 
Matthias Altenburg/Jan Seghers. Schriftsteller.
Lebt in Frankfurt.
Ellen Schulz. Schauspielerin und Regisseurin.
Lebt in Frankfurt.

 

Foto: Norbert Saßmannshausen

Eine Antwort

  1. Heinz Rogel sagt:

    Anlässlich der „Dernière“ von „Alles wird gut“

    Gestern Abend habe ich die letzte Gelegenheit wahrgenommen, das einzige, aber beileibe nicht einzigartige Stück des Matthias Altenburg alias Jan Seghers im Frankfurter Autoren-Theater zu sehen. Mein Eindruck: Hier hat ein Schriftsteller vor einiger Zeit versucht eine Stimme als Dramatiker zu finden und ist, da er sie nicht gefunden hat, Krimiautor und Blogger geworden. Warum so ein Stück heute also aufführen? Weil es vor fünfzehn Jahren einmal, ein einziges Mal, in Bremen aufgeführt wurde? Weil Matthias Altenburg sich inzwischen als Krimiautor zu einem Frankfurter Original entwickelt hat? Das wären beides eher Gründe gewesen, das Stück in der Versenkung zu lassen, in der es, wie ich meine, zu Recht verschwunden war. Denn das Skandalon dieses Stückes ist sein Anachronismus, sowohl durch Plot und Charaktersierung der Figuren als auch durch die Erwartungen, mit denen man sich das Theaterstück eines Krimiautors und Bloggers ansieht. Ich jedenfalls habe mehr erwartet. Und weniger. Es geht mir mit dem Stück so, wie es eine Figur in einem Henry-James-Roman einer anderen vorhält: Sie sei für ihre Verhältnisse entweder zu subversiv oder nicht subversiv genug. Von einer Komödie erwarte ich Unterhaltung durch Komik und Wortwitz. Stattdessen waren alberne Szenen und ordinäre Pointen zu sehen und zu hören, über die kaum einer in dem gutwilligen Publikum lachen wollte. Und von einem offenbar gesellschaftskritischen Stück erwarte ich Gegenwartsbezüge und Denkanstöße. Stattdessen wurde hier ein postmoderner Aufguss von Thesen und Sprachhülsen aus den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren präsentiert, eine Art Sightseeing-Tour durch die Theatergeschichte der Nachkriegszeit. Und so sehr ich mich in einem anschließenden Gespräch auch bemühte, etwas Nachdenkenswertes zu entdecken, es fiel mir nichts ein. Weniger wäre mehr gewesen. Weniger vom überdeutlich hohlen Pathos der Figur Kraus, weniger von der aufdringlichen Zerbrechlichkeit der Figur Asra, weniger von der augenfällig ausgebreiteten Geschäftstüchtigkeit der Verleger-Figur, weniger von der grell beleuchteten Verrücktheit der beiden Tanten. Und natürlich weniger von all diesen umherschwirrenden Motiven wie Inzest, Serienmord, Migrantenelend, Alterssex und so weiter und so weiter.

    Ein unerfreulicher Theaterabend, der einem das Theater verleiden könnte.

    Heinz Rogel

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