Sie geben Autoren eine Bühne
Sie geben Autoren eine Bühne
Mit dem Frankfurter Autoren Theater geht im September ein neues Projekt in der Brotfabrik an den Start. Die Initiatoren, Wolfgang Spielvogel, Norbert Saßmannshausen, Beate Jatzkowski und Bärbel Bimschas, gehen damit neue Wege im Frankfurter Kulturleben.
„Es ist schon erstaunlich, dass bisher noch niemand auf diese Idee gekommen ist“, sagt Wolfgang Spielvogel, der 13 Jahre lang das eigenwillige Theater Primadonna/Schwerer Held als Stückeschreiber und Regisseur, als Produzent und als Gastgeber bei Diskussionen im Theaterambiente umgesetzt hatte. Entscheidend für die neue Ausrichtung sei ein Gespräch mit Karlheinz Braun, Mitgründer des Verlages der Autoren, gewesen. „Er hat mir da praktisch ein fertiges Konzept aufgezeigt“, sagt Spielvogel über den Mentor des Projektes.
Die Namensliste der Frankfurter Autoren ist lang: Waechter, Mosebach, Segers oder Demski. Wobei Frankfurt weit gedehnt ist. „Autoren, die Frankfurt als Basis ihres Schreibens sehen“, umreißt Norbert Saßmannshausen die Begrifflichkeit. Die Macher sind nach wie vor erstaunt, dass es noch niemand umgesetzt hat. Dabei ist Frankfurt die Stadt der Literatur. „Es ist der größte Platz des Büchermarktes“, sagt Saßmannshausen. Aber die Stadt tue sich schwer mit dem eigenen Selbstverständnis. Spielvogel erinnert da gern an Rainer Werner Fassbinder, der Mitte der 1970er Jahre das Theater am Turm (TAT) leitete. „Ein Hinweis auf diese Zeit fehlt heute völlig.“ Als wenn Fassbinder in Frankfurt niemals existierte.
Für die Premiere hat sich Regisseur Spielvogel F. K. Waechter ausgesucht. „Es ist praktisch ein Geburtstagsgeschenk.“ Der vor knapp zwei Jahren verstorbene Zeichner, Karikaturist, Cartoonist und Autor von Kinderbüchern und Theaterstücken wäre am 3. November 70 Jahre alt geworden. Er war maßgebliches Mitglied der legendären „Neuen Frankfurter Schule“. „Sein Geist war spielerisch und übermütig wie kaum ein anderer. Das scheint uns ein wunderbarer Auftakt für das Frankfurter Autoren Theater.“ Als Vorlage dienen Cartoons, die drei Clown-Schauspieler auf die Bühne bringen.
Der Spielplan fürs erste Jahr steht, das zweite wird schon vorbereitet. „Bei einigen haben wir noch nicht die Rechte, aber wir sind optimistisch“, sagt Spielvogel, der „endlich nicht mehr alles allein stemmen muss“. Nicht nur, dass die gesamte Organisation auf mehrere Schultern verteilt ist. Künftig ist auch bei der Regie eine Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst geplant. Der Kontakt ist hergestellt, das Interesse vorhanden, „jetzt muss es noch konkretisiert werden“.
Es wird vieles anders sein im Frankfurter Autoren Theater, aber eines wird sich nicht ändern: der enge Kontakt mit dem Publikum. Vielleicht wird Spielvogel nicht mehr immer selbst auch noch die Eintrittskarten verkaufen, aber die Gespräche mit Schauspielern und Regisseur nach der Vorstellung werden weiter ein zentraler Punkt sein. „Wir wollen damit aus der Anonymität heraus. Die Besucher sollen nicht nach dem Stück einfach nach Hause gehen.“ Stattdessen wird mit Brot und Wein diskutiert. Da hat es in der Vergangenheit auch schon die eine oder andere Anregung für eine neue Geschichte gegeben. Aber nicht nur das, Schauspieler nutzen die Gelegenheit, den Regisseur kennenzulernen, um später selbst einmal in der Brotfabrik auf der Bühne zu stehen. (sö)