Auch der Allmächtige liebt Cognac

Auch der Allmächtige liebt Cognac
Wolfgang Spielvogel inszeniert „Frühes Drängen“ und andere Szenen aus „Die letzen Dinge“ von F. K. Waechter in der Hausener „Brotfabrik“.

Das Telefon klingelt. Ein Mann geht ran, nickt wissend und teilt seiner Frau mit: „Gott ist dran, er will vorbeikommen.“ Seine Angetraute bringt vor Aufregung kaum ein Wort raus, ist besorgt, dass die Stube unaufgeräumt ist. Wenig später steht der Allmächtige in Menschengestalt tatsächlich da, entpuppt sich als rauchender Cognacliebhaber, der mit Genuss Salzgebäck aus der Hand der Gastgeberin nascht. Typisch für den skurrilen Humor F. K. Waechters, einem der wichtigen Vertreter der so genannten „Neuen Frankfurter Schule“ und der erste Autor, den Spielvogel für sein neues „Frankfurter Autoren Theater“ ausgewählt hat.

Dabei ist es dem Regisseur geglückt, den trockenen, meist tragikomisch angehauchten Humor Waechters auf die Bühne zu bringen, eben so, als würde man in einem Cartoon des Verfassers blättern. Zwei namenlose Clowns, von Rebekka Bimschas und Michelangelo Ragni zauberhaft verkörper, und Till Roth in verschiedenen Rollen agieren mit viel Geschick, subtiler Gebärdensprache und auch viel Nonchalance in 16 wortkargen, aphoristischen Szenen, die, unterbrochen von kurzen Akkordeonstücken (Beate Jatzkowski im schwarzen Affenkostüm), nahtlos aneinandergefügt werden und so einen theatralen Fluss ergeben. 

Neben der erwähnten Szene gefällt etwa „Geld oder Leben“, in dem ein Protagonist zufällig ein Messer findet und mit dem Gedanken spielt, den nächsten Passanten mit eben jenem Spruch auszurauben. Doch das Vorhaben scheitert daran, dass er ständig seine eigenen Worte verdreht und am Ende gar nicht mehr weiß, was er will. Auch typisch für Waechter, den Meister der Sprache und des Ausdrucks. Weiterer Höhepunkt: die Szene „Der dumme August“ vor der Pause – ein Mädchen, wieder Clownin Bimschas, tritt in einen imaginären Dialog mit einer Person aus dem Publikum, will eruieren, ob sie geliebt wird, verrennt sich dabei in Selbstzweifel und nimmt als Konsequenz den Strick. Welttheater im Kleinen um große Themen wie Liebe und Tod. (jsc)

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