Sehnsucht nach Liebe [FR 09.09.2011]

Sehnsucht nach Liebe.

Das Frankfurter Autoren Theater hat „Tillas Tag“ von Ludwig Fels wiederentdeckt und bringt es unter der Regie von Ellen Schulz auf die Bühne.

Von Wilhelm Roth.

Mit einer Rarität, „Tillas Tag“ von Ludwig Fels, startet das Frankfurter Autoren Theater in die Spielzeit. Fels hatte das Stück 2001 für die Frankfurter Positionen geschrieben, wo es szenisch gelesen wurde. Die Bühnen-Uraufführung folgte 2002 in Meiningen; seitdem ist „Tillas Tag“ nicht mehr gespielt worden. Das ist kaum zu verstehen: Die Theater klagen, es gebe zu wenige interessante neue Stücke, deshalb bearbeiten sie Romane und Filme für die Bühne. Aber ein attraktives Stück wie „Tillas Tag“ wird nicht aufgeführt. Es ist unterhaltsam, oft sehr komisch, wird fast zum Krimi. Hinter seinen fulminanten Theatermitteln verbirgt sich eine unglückliche Liebesgeschichte aus Frankfurt, der Stadt der Singles.

Der Hauptgrund, warum „Tillas Tag“ vergessen wurde, liegt wohl darin, dass Fels bis heute ein Geheimtipp ist. Geboren 1946 in Treuchtlingen, arbeitete er in diversen Branchen, bevor er 1973 freier Schriftsteller wurde. Seit 1983 lebt er in Wien. 1985/86 war er Stadtschreiber in Bergen-Enkheim.

Fels hat Erzählungen, Romane, Hörspiele, Theaterstücke und Gedichte geschrieben. Eines seiner Grundthemen ist die Differenz zwischen dem erträumten und dem tatsächlichen Leben. Das Gedicht „Liebesleben“ (aus dem Band „Egal wo das Ende der Welt liegt“) beginnt so: „Wie weggebombt / liegen wir nebeneinander / verstreuten Blicks / jeder das Herz / des andern zerkratzt. / Millionenfach träumen wir / das immergleiche Wort: / Liebe, glauben wir.“

Auch Tilla hofft auf die Liebe. Sie arbeitet in einer Postverteilungsstelle. „Jeden Tag gingen so viele Liebesbriefe durch meine Hände – keiner für mich.“ Heute nun, an ihrem Tag, soll ihre Liebessehnsucht erfüllt werden. Danny, den sie durch ein Inserat kennengelernt und im Knast geheiratet hat, wird entlassen. Die nachträgliche Hochzeitsreise nach Sierra Leone ist schon fest geplant, Tilla hat ihr ganzes Geld dafür abgehoben. Eine Flucht also, weg aus der tristen Realität Frankfurts, das ist Tillas Traum. Dass Danny wegen Mordes einsaß, interessiert sie nicht wirklich.

Danny müsste längst da sein. Zu viert warten sie in Tillas Wohnung auf ihn: Tilla und die beiden Trauzeugen, Gratto, ein Kumpel von Danny, der auch im Gefängnis saß, sowie Annegret, Tillas Schwester. Zudem Walter, ein Journalist, mit dem Tilla die letzte Nacht verbrachte, der vielleicht der richtige Mann für sie wäre. Nicht zu vergessen: Pucki, ein flügellahmer Kanarienvogel, der Danny gehört. Tilla hat für ihn gesorgt und ihn sogar zum Arzt gebracht.

Regie im Autoren Theater führt Ellen Schulz. Sie ist fasziniert von dem Stück, weil sich hinter der scheinbar einfachen Geschichte so viele Motive verbergen, Sehnsüchte, Ängste, Hoffnungen. Zudem wird die Handlung immer wieder aufgebrochen durch kecke Sprachspiele und unerwartete Fragen: „Was empfinden Sie bei Indianerfilmen?“ -„Was fühlen Sie, wenn Ihnen ein Mann sagt, dass er sie liebt?“ – „Welche Musik soll auf deiner Beerdigung gespielt werden?“

Ellen Schulz ist Schauspielerin und Regisseurin. Während der Intendanz von Günther Rühle gehörte sie zum Frankfurter Ensemble, hat danach an vielen Theatern gespielt und an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Schauspieler unterrichtet. Zuletzt inszenierte sie bei den Burgfestspielen Bad Vilbel Bodo Kirchhoffs „Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf“ und bei den Brüder-Grimm-Spielen in Hanau den „Teufel mit den drei goldenen Haaren“.Tillas Tag, 10. 9., 20 Uhr (Premiere/ ausverkauft), weitere Aufführungen 16., 17., 18., 22. und 25. 9.,

Eine Antwort

  1. 13. September 2011

    […] Sehnsucht nach Liebe [FR 09.09.2011] […]

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